Chronik des Skijaksports
Historische Entwicklung & Highlights seit 1930
Erfindung, Entwicklung & Kriegsjahre (1930 - 1945)
Der geringe Bekanntheits- und Verbreitungsgrad der „Wasserski“ verleitet zu dem Schluss, dass es sich dabei um eine neue Erfindung handelt. Tatsächlich aber blicken die „Wasserski“ auf eine Entwicklung zurück, die in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts begann.
Dipl.-Ing. Harald Strohmeier machte von Beginn der 1920-er Jahre an die Entwicklung der „Wasserski“ mit und leistete einen wesentlichen Beitrag dazu.
Bereits 1928 begann der damals 16-jährige Mittelschüler Harald mit dem Bau seines ersten Segelbootes am neu errichteten Stausee Pernegg und 1930 konstruierte er erstmals ca. 2,8 m lange "Wasserski" aus Holzgerüst und mit imprägniertem Stoff überzogen. Seine ersten Versuche im Kapfenberger Bad endeten mit Schimpf und Schande, denn die sich ablösende Farbe sorgte für beträchtliche Verschmutzung des Badewassers und einer notgedrungenen Verbannung auf die neben dem Bad vorbei fließende Mürz.
Mit Start seines Studiums an der Montanistischen Hochschule in Leoben begann auch die kontinuierliche Fortentwicklung seines Hobbys und die Verlegung seines Haupttrainingsortes in die Floßgasse des Murwehres in Leoben.
Obwohl Strohmeier als passionierter Skifahrer und Langläufer ursprünglich nach einem geeigneten Gerät zum Sommertraining für diese Sportarten suchte, fand er sehr bald Gefallen am Wasserskifahren und wollte sich daher nicht ausschließlich auf das reine Trainieren auf stehenden Gewässern oder langsam fließenden Flüssen beschränken, sondern diesen Sport, ähnlich dem Kajakfahren, auch im Wildwasser ausüben. Dieses Ziel erreichte er dadurch, dass er die beiden Stöcke durch ein ca.3m langes Paddel ersetzte und den Skiern eine kajakähnliche Form gab. Im Gegensatz zu anderen Konstruktionen erreichten seine „Wasserski“ jene Beweglichkeit und Manövrierfähigkeit, die das Befahren von Wildwasser überhaupt erst ermöglichte.
Seine ersten wildwassertauglichen „Wasserski“ fertigte Strohmeier - wie bereits erwähnt - 1930. Die Bauweise war ähnlich der der Faltboote: eine wasserundurchlässige Haut wurde über ein Holzgerüst gespannt. Im Wesentlichen behielt er die damalige Form bis heute bei, die Entwicklung der „Wasserski“ bis zum „Skijak“ brachte aber doch einige Veränderungen mit sich. Bedingt waren diese Verbesserungen in erster Linie durch die neuen besseren Materialien, die zur Verfügung standen, und durch die bei Wildwasserfahrten gesammelten Erfahrungen.
Strohmeiers Wasserski, die liebevoll auch „Strohmeierschifferln“ genannt wurden, wie ein Foto eines Zeitungsberichtes der „Deutschen Kanuzeitung“ anläßlich des 90-jährigen Gründungsjubiläums des Kanuclubs Schwandorf 2017 beweist, waren bald unter Paddlerkreisen auch in Bayern bekannt und bestaunt bzw. bewundert, ob der Fähigkeiten, sich stehend auf dem Wasser zu bewegen.
1936 erhielt er ein Patent auf "Aus einzelnen geschlossenen Metallkörpern zusammen gesetzter Wassergleitschuh". (vgl. Patentschrift Nr.147197., österreichisches Patentamt Wien, lautend auf Harald Strohmeier in Leoben/Steiermark)
Dieser Wassergleitschuh war aus Aluminium gefertigt und zerlegbar, ebenso das Paddel. Außerdem hatte er im Vergleich zu seinem Vorgänger aus Holz einen wesentlich größeren Auftrieb.
Das neue Material war widerstandsfähiger und ermöglichte daher das Befahren von stark verblockten Flüssen. Durch den größeren Auftrieb wiederum war das Fahren in seichten Gewässern möglich, und in Widerwellen und schäumendem Wasser wurde die Tragfähigkeit und damit die Sicherheit erhöht. Die Zerlegbarkeit der Geräte hatte den Vorteil, dass man sie - in einer Zeit, in der man in erster Linie öffentliche Verkehrsmittel benützte, leicht transportieren konnte.
Durch diese verbesserten Eigenschaften gelangen Strohmeier mehrere Erstbefahrungen. Während er 1934 mit den Holzskiern die Traun von Hallstatt bis zu ihrer Mündung in die Donau befuhr - eine bemerkenswerte technische und konditionelle Leistung - gelangen ihm mit dem neuen Modell noch respektablere Leistungen. Jetzt begannen seine großen Flusswanderungen vor allem auf Enns und Traun sowie die ersten Wildwasserversuche auf der Enns bei Großreifling. Ermöglicht wurde dies auch durch die Herstellung der ersten Aluminiumski, die in 3 Teile zerlegbar und am Rücken transportierbar waren.
1938 vollendete er sein Studium für Hüttenwesen und die folgenden Jahre des Krieges brachten eine schwere Verwundung, ein Jahr Lazarett und die Wehrunfähigkeit mit sich.
Während anfangs nur ein kleiner Kreis Begeisterter diesen Sport betrieb, wurde man im Oberkommando des Heeres in Berlin auf die militärische Verwendbarkeit der „Wasserski“ aufmerksam.
Am 10.1 .1945 erging an Harald Strohmeier der Auftrag zum Bau von 1000 Satz Sumpfwasserski.
Die Ausbildung der Soldaten auf den Skiern sollte von Prof. M. Mitter, einem persönlichen Freund und Paddlerkollegen Strohmeiers, durchgeführt werden. Bereits zuvor wurde das Gerät mit positivem Ergebnis im sumpfigen Gelände Finnlands getestet. Das Ende des zweiten Weltkrieges verhinderte Allerdings die Herstellung. Von den hundert Skiern, die schon vorher im Testeinsatz waren, ist nur noch ein paar erhalten und im Skimuseum in Mürzzuschlag, Stmk., zu besichtigen.