MURBEFAHRUNG
BEGINN EINER LEIDENSCHAFT UND GRUNDSTEINLEGUNG EINER TRADITION
Für ASK-Klubobmann und Gründungsmitglied Robert Koch war es seit seinen ersten "Schritten am fließenden Wasser", die er im Oktober 1981 unter den Fittichen von "Skijak-Pionier" und Konstrukteur Harald Strohmeier auf Steiermarks Hauptfluss zwischen Göß und Leoben unternommen hatte, klar, dass Befahrungen der Mur zu einem wesentlichen Bestandteil des Paddelrepertoires der Skijaksportler werden müssten und werden würden - schon aus geografischen Gründen. War doch die Mur - neben dem Trabochersee - das am nähest liegende Wassersportrevier bzw. sogar das einzige paddelbare Fließgewässer in unmittelbarer Umgebung.
Beide Gewässer hatten allerdings zu dieser Zeit mit ähnlichen Problemen zu kämpfen - der Wasserverunreinigung bzw. Sichtbeeinträchtigung. War es allerdings am Trabochersee eine fehlende Planungsmaßnahme - es fehlte das "Auffangbecken" für den viel Schwemmmaterial mitführenden Zufluss - so galt die Mur aufgrund fehlender Kläranlagen v.a. industrieller Abwässer als "größte Kloake Mitteleuropas".
Neben den jährlichen, traditionellen Befahrungen zu Saisonstart und Abschluss zwischen St. Michael - Hinterberg - Leoben befuhren die Skijaksportler die Mur auch auf allen Streckenbereichen in der Steiermark zwischen Tamsweg bzw. Predlitz und Spielfeld bzw. Bad Radkersburg im Rahmen von "Steiermarkdurchquerung" oder "Protestfahrten - Für eine saubere Mur".
Auch wurde die Mur immer wieder Schauplatz diverser Skijak-Regatten bzw. Teiletappen. Die jüngsten Entwicklungen der Belebung von Knittelfeld bis Leoben im Rahmen von Paddelmarathon und Halbmarathon bestätigen die seit den 1980-er Jahren gelebte Zuneigung der Trofaiacher Skijakker zu Steiermarks Hauptfluss.
Beginn einer Leidenschaft und Grundsteinlegung einer Tradition. Zur Nachahmung empfohlen.
> 1984 - 1. Abpaddeln Leoben
> 1985 bis 1989 - Tradition
> 1985 - 1. Steiermark-Durchquerung
> 1986 - Mur-Protestfahrt mit TVN
> 1988 - Steiermark-Grand Prix
> 1990 bis 2000 - Klubtradition
> 1991 - Mur-Protestfahrt mit ÖGB
> 1993 - Regatta Kendlbruck
> 1994 - Mur-Protestfahrt mit ÖGB
> 2000 bis 2009 - Neuerungen
> 2010 bis 2018 - Einbruch & Rückkehr
> 2018 & 2019 - Murmarathon & ÖMS
> 2020 - Tradition in Coronazeiten
< 2023 - 23. Österr. Skijak-MS
1984 - 1. Abpaddeln auf der Mur zwischen St. Michael und Leoben
Für die Wassersportler, die durch ihre bevorzugten Befahrungen von Wildwasser, wie Salza oder Enns, glasklares Wasser gewöhnt und "verwöhnt" waren, war die Befahrung der Mur speziell ab Fisching / Pölszufluss eine auch nicht ganz unriskante und wenig attraktive Aktion aufgrund fehlender Schwierigkeitsgrade. Doch Robert Koch betätigte sich schon damals als "Vordenker" und heimatverbundener Optimist und konnte gegen Ende des Jahres 1984 ein paar hart gesottene Kumpels aus dem Klub überzeugen, bei dieser ersten Befahrung zwischen St. Michael und Leoben mitzumachen.
Mit von der Partie bei dieser schon legendären Erstfahrungen bzw. dem „1. Offiziellen Abpaddeln“ des ASK Trofaiach auf der Mur bei Leoben waren neben dem Klubobmann noch seine „Mitbegründer-Kollegen“ Werner Laure und Rupert Seitner auf dem ebenfalls schon legendären „Skijak-Tandem“ und die beiden Kajakfahrer Bertl Griesebner und Heinz Zulehner, ebenfalls in einem Tandem … allerdings sitzend.
Schon in diesen Tagen waren also die „Sitzbootfahrer“ zu allerlei Schabernack an der Seite der „Stehbootfahrer“ bereit – ebenfalls ein Faktum, das den Klub schon bald zu beachtlicher Mitgliederstärke anwachsen ließ. Als Begleiter und Betreuer fungierte Reinhold Duda, dessen "Espresso-Treff" die Heimstätte des Vereins war.
Infos: Zeitungsausschnitt "Obersteirische Volkszeitung" (links) & ASK-Klubchronik
1985 bis 1989 – Saisonstart und -schluss wird zur Tradition
War es beim Auftakt 1984 noch ein kleines „Häufchen“ aus Klubpionieren, so beteiligte sich – analog dem steigenden Interesse und Wachstum des Klubs – im Herbst 1985 bereits eine zweistellige Anzahl an engagierten Paddlern am Abpaddeln im November.
Wie die Fotos dokumentieren, gab es beste Stimmung trotz der kühlen äußeren Bedingungen und im Anschluss daran auch ein erstes echtes „Abschlussfest“ im Espresso Treff Duda in Trofaiach.
Im Sommer zuvor war es dem ASK gelungen, mit viel Publicity die „1. Steiermark-Durchquerung“ über 250 Kilometer von Predlitz bis Spielfeld durchzuführen, an der 16 Teilnehmer aus 3 Nationen unter dem Motto „Für eine saubere Mur“ mitmachten … zum Bericht.
Schon 1986 steigerte sich die Tradition und erweiterte sich um das „Anpaddeln“ zum Saisonauftakt rund um den 1. Mai des Jahres. Zwar war das Auftaktevent am 3.5.1986 von schwierigen Begleitumständen gezeichnet, denn die Mur führte nach tagelangen Regenfällen extremes Hochwasser, doch auch davon ließ sich die ASK-Truppe nicht abhalten und schaffte die Strecke von der Einstiegsstelle bei Auwald („Autobahnbaustelle“) bis zur Kremplwehr in Leoben. Hier erwies sich auch das gesteigerte Können der Skijakpaddler als vorteilhaft, denn durch die Wassersituation war die Wehr geöffnet und der Ausstieg gar nicht so leicht.
Umso spaßiger und feuchtfröhlicher ging es dann im Herbst beim Abpaddeln zu, das aufgrund der herrlichen äußeren Bedingungen, des angenehmen Wasserstandes und der Tatsache, dass auch ein Geburtstag zu feiern war, erstmals in St. Michael (unter der Autobahnbrücke) startete und viel „Action“ am Wasser brachte.
Auch 1986 beteiligte sich zuvor der ASK Trofaiach im Sommer an einer weiteren Protestaktion auf der Mur. Gemeinsam mit den „Naturfreunden“ starteten auf Initiative der Trofaiacher „Paddel-Legende“ Ernst Leitner und ASK-Obmann Robert Koch mehr als 20 Wassersportler zu einer „Mur-Protestfahrt“ für unmotorisierte Wassersportgeräte unter dem Motto „Für eine saubere Mur“. Von 2. bis 3. August bewältigten die Paddler in 4 Etappen zwischen Predlitz und Graz rund 90 Flusskilometer und erhielten großen Medienzuspruch.
Wehmutstropfen im Vorfeld der Aktion war der Tod von „Skijak-Urgestein“ Sigi Scherr, der am Vortag auf der Fahrt von Graz nach Edelschrott bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, als er seine Skijakausrüstung abholen wollte.
1987 wurden die Murbefahrungen im Rahmen des gesteigerten Aktivitätsprogramms des Skijaksports wieder aufgewertet, denn sowohl Saisonstart als auch der Abschluss wurden in den stark angewachsenen Aktivitäts- und Rennkalender integriert. So ging das Anpaddeln im Vorfeld zur „3. Wiener Skijak-MS“ auf der Schwarza bei Hirschwang knapp zuvor mit Teilnahme von Paddlern aus Wien über die Bühne und den Saisonabschluss bestritt man kurz nach dem „2. Wiener Skijak-Triathlon“ auf der Donau in Wien im heimischen Trofaiach mit einem sehr unterhaltsamen Abschlussfest inklusive Abpaddeln auf der Mur.
Das Jahr 1988 stand bereits im Zeichen zahlreicher Veranstaltungen zum 5-jährigen Klubbestehen und neben An- und Abpaddeln wurden erstmals auch zwei Regattabewerbe durchgeführt. Das Ganze fand im Rahmen der 3. Internationalen Skijakwoche statt, mit deren Durchführung der ASK betraut worden war und die in der Steiermark stattfand.
Dabei führte eine Etappe im „Skijak-GP of Styria“ von Göß (Eisenbahnbrücke) bis zum Schwammerlturm in Leoben und es gewann der Trofaiacher Walter Zechner vor dem Wiener Reinhard Podolsky und dem Holländer Marcel De Koning, gefolgt von 3 weiteren heimischen Paddlern: Bernd Pongratz, Günther Steindl und Werner Laure.
Der 2. Wettkampf in dieser Veranstaltungsserie fand zwischen St. Georgen und Murau statt und wurde eine klare Angelegenheit für den Trofaiacher Bernd Pongratz vor dem Holländer Marcel de Koning und Reinhard Podolsky … hier geht’s zum detaillierten Bericht samt Fotos.
Was aber - wie unsere Fotos zeigen - dem Unterhaltungswert beim Abpaddeln keinen Abbruch brachte ... zumal erstmals auch Erfinder und "Skijakpionier" Harald Strohmeier mit von der Partie war - im "zarten Alter" von 76 Jahren!
Und nicht zu vergessen der wachsende Einsatz der ASK-Kanuten in Zusammenarbeit mit heimischen Institutionen zum Sensibilisieren der Umweltproblematik an der Mur und zur Verbesserung der Wasserqualität …
1990 bis 2000 - Tradition, Regatta & Wiederbelebung der Mur
Das Skijakjahr 1990 stand im Zeichen von Aufbruch und Innovation, was in Sachen Murbefahrung auch einer Abkehr von Tradition bedeutete. Sowohl der Saisonauftakt als auch der Abschluss fanden in Kooperation mit dem Wiener Skijakverein auf den beliebten Flüssen Salza und Enns statt, wo man die klar ersichtliche Wasserqualität den doch stark verschmutzten Murwellen vorzog.
So ging es auch zum Saisonbeginn 1991 weiter, das Anpaddeln fand wiederum auf der Salza statt, doch Obmann Robert Koch ließ sich nicht beirren und initiierte gemeinsam mit Paddlerkollege Peter Schweiger und dem ÖGB im Sommer eine neuerliche Protestaktion „Für eine saubere Mur“. Mit dem politisch verankerten Gewerkschaftsbund war die Öffentlichkeitswahrnehmung natürlich sofort gegeben und die Gewerkschaftsjugend engagierte sich maßgeblich an der Durchführung dieses Events
In 6 Etappen wurde die Mur von Predlitz bis Graz abschnittsweise mit Skijaks, Kajaks, Schlauchbooten und Bananenrafts befahren und rund 50 Personen machten mit. Vor allem die neuralgischen Stellen, u.a. Zeltweg-Pölsmündung, Frohnleiten und Gratkorn, wurden befahren und gefilmt. In einer während der Fahrt durchgeführten Untersuchungsreihe des Murwassers durch die Fachabteilung für Gewässeraufsicht und -schutz des Landes Steiermark wureden auch die aktuellen Daten zur Wassergüte festgehalten.
So sind im Testbericht u.a. zu lesen:
„Farbe“: Predlitz farblos, Zeltweg gelblich, Leoben gelb-grau, Graz braun.
„Trübung“: Predlitz klar, Graz trüb.
Die Wassertemperatur betrug in Predlitz 9,5°C, in Zeltweg 16,4°C und in Graz 15,8°C.
Die Oxidierbarkeit schlug sich in Graz mit dem 7-fachen Wert des in Predlitz Gemessenen nieder.
Na Prost, konnte man da nur sagen …
Groß war das Echo in der Öffentlichkeit und in den Medien, dazu trug vor allem der während der Fahrt gedrehte Film sowie der abschließende Empfang der „Protestierer“ im Grazer Rathaus durch Bürgermeister Alfred Stingl bei.
Da der geplante Saisonschluss im Spätherbst 1991 im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser bzw. sogar in den Schnee fiel, durchbrachen die Skijaksportler ihre Absenz zum Saisonauftakt auf dem steirischen Hauptfluss erst 1992 wieder – das dafür aber mit viel Spaß und Gaudi erstmals auf der Strecke von Preg nach Leoben. Neben einer ausführlichen Grillpause in St. Michael gab es mit der „Frühlingsrolle“ von Kajakfahrer Günther Steindl ein echtes Highlight, als er mit einer brennenden Zigarette im Mund gemütlich treibend von einer Uferwelle umgeworfen wurde. Nachdem er kurz zuvor die bei den Kanuten bekannte Eskimorolle erlernt hatte, brachte er sich mittels dieser wieder in die aufrechte Position … der „Tschick“ allerdings hing ihm aufgeweicht und unbrauchbar aus dem grinsenden Mundwinkel.
Im Herbst 1992 war das Abpaddeln Teil des österreichischen Skijak-Abschlussfestes in Trofaiach und brachte bei guten Herbstbedingungen rund 10 Teilnehmer auf die Mur – im Jahr darauf machte den Skijakfahrern die nach heftigen Regenfällen Hochwasser führende Mur wieder einen Strich durch die Rechnung.
Fotos: Abpaddeln 1992 auf der Mur zwischen St. Michael und Leoben
Im Jahr 1993 kam es zur Rückkehr der Regattaszene auf die Mur und auf Einladung des ÖKV ging Mitte Juni bei Kendlbruck die 2. Salzburger Skijak-Meisterschaft als 3. Cuprennen der Saison über die Bühne. Die Strecke von Ramingstein bis Predlitz zeigte sich äußerst selektiv und insgesamt 15 Skijaksportler absolvierten die knapp 7 km lange Strecke mit WW-Schwierigkeitsgrad III. Während in der Herrenklasse die Wiener Skijakfahrer durch Reinhard Podolsky und Gerhard Fluch die Nase vorne hatten, dominierten die Trofaiacher bei den Damen durch Anita Kozak und Hannelore Schweinegger sowie bei den männlichen Senioren durch Bertl Griesebner und Robert Koch, der sich bei diesem Rennen zum alleinigen Rekordmann mit 45 Wettkampfteilnahmen machte.
Fotos: Zieleinlauf in Predlitz - Podolsky vor Fluch & Griesebner vor Gruber
unten: Siegerehrung Herren Allgemeine Klasse Fluch, Podolsky, Gruber / Senioren: Griesebner / Damenklasse: Kozak
Das Duell an der Spitze des im Massenstart abgelassenen Skijakerfeldes entwickelte sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Wiener Podolsky und Fluch, das letztlich der Seriensieger der vergangenen Monate mit 1 Sekunde Vorsprung für sich entschied. Auf Platz 3 landete nach furiosem und einsatzfreudigem Lauf Trofaiachs Oldboy Bertl Griesebner, der auch die Seniorenklasse für sich entschied, knapp vor Gebhard Gruber. Auf den Plätzen folgte die Trofaiacher Phalanx mit Walter Zechner, Wolfgang Fresner, Robert Koch und Klaus Steinkellner.
Bei den Damen legten die beiden Debütantinnen aus Trofaiach, Hannelore Schweinegger und Waltraud Kislick, eine beachtliche Talentprobe ab und erreichten als 2. und 3. hinter der klaren Siegerin, Anita Kozak, das Ziel in Predlitz. Bei der Siegerehrung in Ramingstein waren die Skijaksportler Gesprächsstoff und mit viel Anerkennung aus Paddlerkreisen gings zurück in die Heimat.
Das Jahr 1994 stand auf der Mur wieder im Zeichen einer Protestfahrt zwischen Ramingstein und Graz, das der ASK Raika Trofaiach in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaftsjugend Steiermark organisierte. In 6 Etappen bezwangen dabei rund 100 „Protestierer“ mit Skijaks, Kajaks, Raftingbooten, Outsides oder als Taucher die Mur und während Skijak-Urgestein Robert Koch seit seiner ersten Murfahrt 1984 eine sichtliche Qualitätsverbesserung attestieren konnte, wollte die ÖGJ mit dem Leobner Peter Schweiger an der Spitze mit weiteren Forderungen nötige Schritte für einen gelebten Umweltschutz in der Wirtschaft setzen. So wurden u.a. das Pflichtfach Umweltschutz in der beruflichen Ausbildung angesprochen sowie einen Umweltschutzbeauftragten in den Betrieben. Denn die Umwelt darf uns nicht weniger wert sein als die Sicherheit. Motto und Resümee für die Zukunft: „Früher haben wir in der Mur gebadet!“
Ab 1995 konsolidierte sich die Befahrung der Mur zwischen St. Michael bzw. Auwald und Leoben im Rahmen von Saisonstart („Anpaddeln“) und Abpaddeln und wurde mit wenigen Ausnahmen zur Tradition im jährlichen Klubgeschehen der Trofaiacher Skijaksportler. Durch den sukzessiven Wegfall der Ambitionen im Wiener Skijaksport wuchs der ASK Raiffeisen Trofaiach zur letzten Konstanten im „Wassergehen“ und das verjüngte Skijak-Team nahm diese Herausforderung an.
So wurde die Mur vermehrt zum Ort von Anfängerfahrten und auch der Einsatz von Schlauchbooten nahm kontinuierlich zu, was den Zugang zum Befahren von Flüssen förderte. So waren auch weibliche und jugendliche Interessenten mit unterwegs, wenn es die oft aufwallenden Murwellen zwischen St. Michael und der Leobner Innenstadt hinunterging. Im Zentrum Leobens wurde die Paddelschar oft von interessierten Passanten und Besuchern auf den Brücken ins Ziel begleitet, was dem Stellenwert und der Wahrnehmung des Skijaksports gute Dienste leistete, zumal Hauptsponsor Raiffeisenbank zunehmend seinen Sitz in die Bezirkshauptstadt verlegte.
Ab dieser Zeit manifestierte sich auch der Rhythmus der Befahrungen, die stets um den 1. Mai sowie dem 26. Oktober abliefen. Der Saisonstart brachte die wassersportliche Rückkehr nach den langen Wintermonaten und viel Aufbruchsstimmung sowohl bei Paddlern als auch der Natur. Die Herbstfahrt hingegen war der oft verdiente, bei herbstlicher Farbenpracht und spätsommerlichen Bedingungen ablaufende Lohn und Abschluss einer erfolgreichen und aktiven Saison.
Anpaddeln 1996: (stehend v.l.) Ebner, Griesebner, Koch, Brandl, Fratzl; (sitzend) Fresner und Putzgruber // Einfahrt Leoben - Hinterberg
Diese „Eckpfeiler“ im Jahresprogramm bekamen zusehend auch eine Aufwertung durch zusätzliche Programmpunkte, die anschließend im 1994 neu bezogenen Klubheim in Trofaiach abliefen. So standen z.B. Diashows über abgelaufene Aktivitäten, Partys mit kulinarischen Highlights oder Events auf dem Programm. Herausragend dabei der „Gößbachsprung“ im Frühjahr 1998, als sich Walter Zechner und Horst Fratzl im Mur-Zufluss von Trofaiach über den ca. 4 m hohen Wasserfall beim Zusammenfluss von Göß- und Vordernbergerbach wagten
Anpaddeln 1998: Walter Zechner & Horst Fratzl beim Gößbachsprung /// Team Anpaddeln: Robert Koch, Walter Zechner, Walter Lanner; vorne: Gerlinde Koch, Vera Fratzl, Horst Fratzl
2000 bis 2009 - Neuerungen und viel Geselligkeit
Auch im neuen Jahrtausend hielt der Traditionsweg an und speziell durch den Mitgliederzuwachs in den weiteren Sektionen des ASK RB Trofaiach – dieser war 1999 vom „Allgemeinen Skijak Klub“ zum „Allgemeinen Sport Klub“ mit 4 Sektionen gewachsen – wuchs auch das Interesse an Flussbefahrungen. Dank der wachsenden Ausstattung nicht nur mit Skijaks, sondern auch mit Kajaks und Schlauchbooten war es möglich, mit großen Gruppen Befahrungen durchzuführen.
So kamen neben zahlreichen jungen Skijaksportlern und Nachkommen der Gründungsgeneration immer neue Gesichter aus den Bereichen Fußball und Rad ins Boot und die Befahrungen wurden mehr und mehr zu geselligen und oft auch feuchtfröhlichen Events, die im Klubheim am Lagerfeuer entsprechend ausklangen.
Neben dem personellen Zuwachs gabs auch Neuerungen in der Streckenführung, denn die ursprüngliche Strecke zwischen Jassingau und Leoben erweiterte sich zuerst nach St. Michael, wo die Murinsel zu einem Freizeitzentrum mit idealer Einstiegsstelle wuchs und des weiteren sogar bis Preg. Die Gesamtstrecke nach Leoben betrug dabei rund 24 km, was auch sportlich zur Herausforderung wurde und mit einer ausgiebigen Grillpause in St. Michael verbunden war.
2004 und 2005 kam es schließlich im Rahmen des Kraftwerks-Neubaus in Leoben zu zwei sensationellen Befahrungen einschließlich der Murschleife bis Proleb, da im Kraftwerksbereich eine Durchfahrtsschleuse geöffnet wurde. Diese Befahrung war aufgrund seiner Fließgeschwindigkeit und Wellenbildung auch von sportlichem Wert und brachte völlig neue Ein- und Aussichten auf die Murlandschaft unterhalb des sonst nicht befahrbaren Wehres.
Von Schwankungen an Teilnehmerzahlen, Witterungsunbilden und Terminkollisionen zeigten sich die beiden fixen Murtermine in dieser Phase ebenso unbeeindruckt. Auch Befahrungen zu zweit oder zu dritt bedeuteten bei zumeist großartigen äußeren Bedingungen viel Unterhaltung und Paddelgenuss, sehr oft kam man auch mit anderen Paddlern in Berührung, da seit den Bemühungen um die Verbesserung der Wasserqualität die Beliebtheit des Flusses speziell zwischen Knittelfeld und Leoben stark zugenommen hatte.
Und endgültig hatte sich der Ruf der Mur auch in sportlicher Hinsicht zum Besseren gekehrt – der möglicherweise „höchste Lohn“ für die seit rund 25 Jahren unternommenen Anstrengungen der Skijakfahrer um „Urgestein“ Robert Koch, der mit seinen Kollegen Mitte der 1980-er-Jahre den Grundstein zu dieser Tradition gelegt hatte. Zu den eifrigsten Nachfolgern dieser Tradition zählten in dieser Zeit seine Söhne Alexander und Niki, die bereits im zarten Alter von 9 Jahren zum Skijaksport gekommen waren und nun die hoffnungsvolle junge Garde anführten.
2010 bis 2018 – Einbruch und Wiederbelebung
Die Gründe waren mannigfaltig – das Ergebnis ernüchternd! Ab 2010 kam es bis auf zwei Ausnahmen zu einem Totalausfall an Skijakaktivitäten auf der Mur und die „Ski, die schwimmen können“ verschwanden bis 2015 völlig von Steiermarks Hauptfluss. Die Schuld auf das gestiegene Hauptinteresse an den anderen Sektionen im Klub, wie Radfahren, Badminton oder Fußball, zu schieben, wäre zu einfach und unseriös. Es fehlte auch an den Hauptprotagonisten, die „in die Jahre gekommen“ waren, gesundheitlichen Einbußen ausgesetzt waren und sich mehrfach anderen Sportarten zugewandt hatten.
Anpaddeln 2012: Robert Koch, Wolfgang Judmaier und Walter Zechner am Start und bei der Nachbesprechung
So blieb es einem kleinen Grüppchen Unentwegter“ vorbehalten, die nur mehr spärlich wehende Skijak-Fahne im letzten weltweit verbliebenen Skijakverein hochzuhalten. Dazu zählten vor allem Wolfgang Judmaier, Walter Zechner, Robert Koch und dessen Söhne Alex und Nick. Lediglich im Jahr 2012 absolvierten 3 Skijaksportler das Anpaddeln zu Saisonbeginn auf bekannter Strecke und Anfang Juli nahm ein Skijakteam an der bekannten, mehrtägigen „3 Länder – Murfahrt“ bei Radkersburg teil.
Erst mit Übernahme der Seeschenke am Trabochersee durch Walter Zechner und Michaela Kohlbacher kam langsam wieder Leben ins Gefüge und 2015 kehrten Skijaks erstmals wieder auf den See und in die öffentliche Wahrnehmung zurück. So kam es im April 2016 zum Revival des traditionellen Anpaddelns, dem im Herbst nach einem höchst aktiven Paddeljahr ein Abpaddeln mit rund 20 Teilnehmern folgte.
Diese Murfahrt war das Ergebnis intensiver Anstrengungen zur Wiederbelebung des Wassersports im ASK und des Skijaksports im Speziellen sowie ein Synonym für die Vielfältigkeit der wieder erstarkten Sektion im Klub. Mit dem Ankauf von Mini-Rafts und Outside-Booten stieg auch das Interesse an Befahrungen per Skijak bei vielen Sportfreunden früherer Tage und das herbstliche Event wurde zu einem durchschlagenden klubinternen und medialen Erfolg.
Aus: Kleine Zeitung Digital von 3.11.2016
Auch 2017 und 2018 brachte jeweils rund 20 Teilnehmer am Abpaddeln, das bei Ankunft im Stadtzentrum von Leoben viel Resonanz und Aufmerksamkeit brachte und seither auch zahlreiche Teilnehmer anderer Wassersportvereine anlockte. Parallel dazu stieg auch die Präsenz zu Saisonbeginn und die Nachfrage nach weiteren Skijakaktivitäten rund um die Region Trofaiach – Trabochersee – Mur.
Fotos: Oben: Anpaddeln 2017 - Start bei St. Michael & Ankunft in Leoben
Unten: ASK-Obmann Robert Koch (Mitte) mit Skijak-Nachwuchs Nick Koch (links) und Lukas Schmid (re.) /// Pause bei der Hornbach-Brücke in Hinterberg /// Team beim Abpaddeln 2018 - Ankunft in Leoben
Im Juli 2017 unternahmen einige Skijakakteure eine Befahrung auf alten Spuren auf der oberen Mur, die Route führte von der steirischen Grenze unseres Hauptflusses bei Predlitz bis St. Michael und die Sportler legten fast 100 Kilometer im Wasser zurück.
Den schlechten Wettervorhersagen zum Trotze und bei bester Laune machten sich 9 ASK-Paddler mit Skijak, Kajak und Outsideboot auf den Weg, um gemeinsam die Murbefahrung zwischen Predlitz nach St. Michael ob Leoben zu erleben. Die landschaftlich schöne Strecke wurde gemütlich in 3 Tagen bewältigt. Unser Foto rechts unten zeigt die erfolgreichen Teilnehmer: stehend (v.l.) Hannes Prevenhueber, Gerhard Schmid, Horst Fratzl, Lukas Schmid, Joachim Lanner & hockend Wolfgang & Helga Judmaier und Marion Prevenhueber.
Als unermüdlicher Kurbler und Motivator in diesen schwierigen Zeiten erwies sich Trofaiachs „Biobauer“ Wolfgang Judmaier, der mit seiner Vorbildwirkung zahlreiche „alte“ Skijak-Haudegen animierte, sich wieder aktiv einzubringen. So wuchs auch die Teilnehmerzahl an den Murbefahrungen kontinuierlich und kehrte ins Klub-Portfolio zurück.
2017 war es auch Wolfgang Judmaier, der an der 1. Mur-Challenge zwischen Großlobming und Leoben teilnahm. In diesem 42 km langen Marathonbewerb ging es in erster Linie um die Absolvierung dieser Distanz, die den Paddlern alles abverlangte. Wolfgang Judmaier schaffte die Tour als einziger Skijakfahrer im Mittelfeld und wurde im Ziel als jener Fahrer prämiert, der der errechneten Mittelzeit aller Teilnehmer am nächsten kam – ein Erfolg, mit dem er selbst nicht mehr gerechnet hatte und sich schon auf der Heimfahrt befand, als er zur Siegerehrung zurückgeholt wurde.
2018 & 2019 – Regattarückkehr mit Österreichischen Meisterschaften
Durch den Erfolg angestachelt machte sich Judmaier daran, auch die übrige, verbliebene „Skijakwelt“ für die Mur-Challenge zu begeistern. Bei den veranstaltenden Paddelfreunden aus Leoben, Bruck und Graz stießen seine Bemühungen und Anregungen ebenfalls auf Gehör und so kam es für 2018 zur Installation eines „Halbmarathons“, der von St. Stefan bis Leoben führte.
Für ASK-Obmann Robert Koch war diese Neuerung auch ein Signal, die seit 2005 ruhenden „Österreichischen Skijakmeisterschaften“ zu reaktivieren und so kam es nach 13-jähriger Pause zu neuerlichen Titelkämpfen … der 21. Auflage seit 1982 und den ersten auf der Mur sowie in der Halbmarathondistanz!
Schon am Vorabend der Meisterschaft gab es im Stadtzentrum Leobens in einer abendlichen Veranstaltung eine Sprintregatta, bei der Walter Zechner die Nase vorne hatte. Bei der Regatta am kommenden Tag war allerdings Wolfgang Judmaier die klare Nr. 1 und siegte nicht nur im Rennen der Skijakfahrer, sondern auch im Halbmarathon gegen die besten SUPs – Kuriosum am Rande: auch die schnellsten Kanuten der Langdistanz konnten den Trofaiacher bis ins Ziel nicht einholen
Im Jahr darauf beeinträchtigte zwar heftiger Regen im Vorfeld den Bewerb, doch 6 unverwüstliche Skijaksportler standen diesmal in St. Michael am Start der neuerlichen österreichischen Titelkämpfe, die einmal mehr ein Triumpf von Wolfgang Judmaier sen. vor seinem Sohn Wolfgang jun. und Walter Zechner wurden. Mit von der Partie nach überstandener Knie-OP. erstmals auch wieder Oldboy Robert Koch, der es sich als weltweiter Rekord-Regattateilnehmer nach vielen Jahren Absenz auf Skijaks nicht nehmen ließ, bei den Meisterschaften mitzumachen. (Bericht & Fotos)
2020 – Tradition auch in "Coronazeiten"
Das Jahr 2020 veränderte (fast) alles. "Paddeln mit Abstand" war in Zeiten von Covid-19 die Devise und einmal mehr erwies sich die Mur im gewohnten Terrain zwischen St. Michael und Leoben als höchst geeigneter "Spielplatz" mit Spaßfaktor und Aktivitätsspender. Während durch die Pandemie die Aktivitäten vor allem im "Lockdown" im Frühjahr stark beschränkt wurden, zeigten sich die Vorteile des Paddelns sowohl beim improvisierten Saisonauftakt am 1. Mai als auch beim Abpaddeln im Oktober.
Dies wiederholte sich auch im darauffolgenden Jahr mit ungebrochenem Interesse an den Murbefahrungen, die 2021 sogar doppelten „Zuwachs“ bekamen. Beim zu Ehren des Skijak-Pioniers veranstalteten „Strohmeier-Memorial“ im Juni kam es erstmals zur Durchführung eines „Mur-Picknicks“ auf den Spuren einstiger Befahrungen. Auf der Strecke von Preg bis St. Michael ließ man sich gemächlich von den Murwellen flussabwärts treiben und beendete die unterhaltsame Fahrt in St. Michael mit einem ausführlichen Picknick auf der Murinsel.
Im Herbst des Jahres feierte Skijak-Urgestein Robert Koch sein 40-jähriges Paddeljubiläum mit einer Reminiszenzfahrt von Hinterberg nach Leoben, an der ihn sein langjähriger Skijak-Kumpel Werner Laure bei ausgezeichneten spätsommerlichen Bedingungen begleitete. Sie passierten dabei auch die Passage zwischen Göß und Leoben, die Koch 1981 erstmals mit Skijakerfinder Harald Strohmeier und Studentenkollegen befahren hatte.
Das Jahr 2022 brachte beinahe die Rückkehr zur Paddelnormalität, auch die Murchallenge konnte nach 2-jähriger Unterbrechung – auch mit Skijak-Teilnahme – wieder gestartet werden. Ebenso gab es die Zweitauflage des „Mur-Picknicks“, diesmal aber mit anspruchsvollem Wasserstand nach tagelangen Regenfällen.
2023 wurde die Mur nach Corona bedingter Unterbrechung auch wieder zum Schauplatz der österreichischen Skijak-Meisterschaften im Rahmen der Mur-Challenge. Dieser Wettkampf brachte zum einen eine Neuerung im Durchführungsmodus und andererseits erstmals wieder internationale Beteiligung.
Der Bewerb wurde zwischen St. Michael und Leoben gefahren, allerdings absolvierten die Teilnehmer die Strecke bis Göß im Pulk, ehe es zur Sprintwertung von Göß nach Leoben kam. Highlights dabei waren die Teilnahme von Ex-Champion Petr Kakes aus den USA sowie erstmals zweier ukrainischer Skijaksportler … wie das Rennen ausging, findet man hier.
VORSCHAU: